Bensheim. Vom 2. bis 25. März bekommt der Schauspiel-Nachwuchs in Bensheim wieder ein begehrtes und renommiertes Forum: Mit insgesamt fünf Theaterinszenierungen geht zum 28. Mal die „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“ im Bensheimer Parktheater über die Bühne. Eingeladen sind herausragende Gastspiele junger Schauspielkunst aus Heidelberg, Köln, Graz, Frankfurt und Darmstadt, in denen die großen Fragen von Freundschaft und Solidarität, Herkunft und Identität sowie Selbstermächtigung und Möglichkeiten des Protests verhandelt werden.
Das Festivalprogramm
Als Auftakt des Festivals stimmt die Jury – bestehend aus Dagmar Borrmann, Florian Fischer, Antonia Leitgeb und Nicolas Matthews – am 2. März ab 18.30 Uhr auf die Theater-Wochen ein und stellt die von ihr ausgewählten Gastspiele im Gespräch mit den Regisseurinnen und Regisseuren sowie Dramaturginnen und Dramaturgen dem Publikum vor.
Theater Heidelberg mit „Das Licht der Welt“, 2. März
Um 20 Uhr hebt sich dann für das Theater Heidelberg der Vorhang, das mit dem Stück „Das Licht der Welt“ von Raphaela Bardutzky auf der Bühne des Parktheaters gastiert. Die Kulisse: Ein Protestcamp. Die Protagonistinnen und Protagonisten: Junge Menschen, die für eine Zukunft kämpfen, die nicht nur klimagerecht, sondern wie ihre Lebensrealitäten diverser, feministischer, queerer und migrantischer ist. Was sind also die Erwartungen einer jungen Generation an das eigene Leben und an die Zukunft und wie umgehen mit einer Welt, die offensichtlich den Bach runtergeht? Bardutzkys Stück geht lebhaft, eindringlich und sensibel inszeniert genau diesen Fragen nach, die für das Miteinander in unserer Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind. Der Eintritt ist frei!
Schauspiel Köln mit „Once I lived with a stranger“, 14. März
Am 14. März ist das Schauspiel Köln mit Marie Schleefs „Once I lived with a stranger“ um 19.30 Uhr auf der Parktheater-Bühne zu sehen. Für ihr „sinnliches Phantombild“, das sich zwischen Alltag und Grusel bewegt, wird Marie Schleef am 18. März mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis ausgezeichnet. Im Stück beginnt die namenlose Protagonistin mit dem Einzug in eine neue Wohnung an ihrem Verstand zu zweifeln. Zwischen der Gewissheit, alleine zu wohnen und immer wieder auftauchenden Irritationen erfolgt langsam die Erkenntnis: Jemand lebt mit ihr (und will ihr nichts Böses?).
Planetenparty Prinzip mit „Aufmarschieren / Bürgerkriegstrilogie Teil III“, 22. März
An der dritten Inszenierung des Festivalprogramms hätte laut Pressestimme der „Große Diktator“ Charlie Chaplin seine Freude an der Performance der Darstellerinnen gehabt: Die durchchoreographierte Arbeit „Aufmarschieren / Bürgerkriegstrilogie Teil III“ von Planetenparty Prinzip folgt am 22. März um 19.30 Uhr dem Ruf des Kollektivismus getreu der Parole „Gemeinsam im Gleichschritt, Marsch!“ Die vier Protagonistinnen des „Performance Kollektiv“ aus Graz/Wien haben sich voll und ganz einem System verschrieben und sind bereit, sich bis zur Selbstaufgabe unterzuordnen. „Aufmarschieren“ setzt den Schlusspunkt einer Recherche zum Thema Neofaschismus, modernem Rechtsextremismus, Opportunismus und Mitläufertum. Das Stück widmet sich der Anziehung des Gleichschritts und der Psychologie des Marsches.
Schauspiel Frankfurt mit „Im Herzen tickt eine Bombe“, 24. März
Mit „Im Herzen tickt eine Bombe“ hat Autor Wajdi Mouawad einen sehr persönlichen Text geschrieben, der von Trauma-Bewältigung ebenso erzählt wie vom Erwachsenwerden: Am 24. März bringt das Schauspiel Frankfurt das Werk des preisgekrönten libanesisch-kanadischen Autors um 19.30 Uhr auf die Bühne des Parktheaters. Ein junger Mann macht sich in einer Schneesturmnacht auf den Weg ins Krankenhaus, wo seine Mutter im Sterben liegt. Er fährt durch eine namenlose Stadt, in seine DNA hat sich ein namenloser Krieg eingeschrieben. Wahab ist 19 Jahre alt und diese Nacht, in der das Erzählen einsetzt, wird sein Leben fortan in ein Früher und Danach gliedern.
Staatstheater Darmstadt mit „Drei Kameradinnen“, 25. März
Mit „Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar bildet das Staatstheater Darmstadt am 25. März den Abschluss der „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“ 2023. Bazyars Roman, nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021, macht gleich zu Beginn klar, wie zweifelhaft es ist, wenn Menschen kategorisiert werden. Warum sollte der Mensch beim Spiel „Eindeutigkeit“ mitspielen, wenn er allzu gut weiß, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden? Und so erzählt Bazyar viel lieber hakenschlagend, klug, witzig, unverschämt und spielerisch unzuverlässig von der besonderen Freundschaft dreier junger Frauen, die Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen.
Die Preisverleihungen
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 25. März wird auch 2023 wieder die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger des mit 3.000 Euro dotierten Günther-Rühle-Preises für herausragende schauspielerische Leistungen von der Jury bekannt gegeben. Neben der Jury kann auch das Publikum nach jeder Vorstellung über das Gesehene abstimmen. Nach der letzten Vorstellung werden die Stimmen der Zuschauerinnen und Zuschauer ausgewertet – das Stück, das die größte Zustimmung erhält, wird ebenfalls bekannt gegeben. Im Rahmen des Schulprojektes „Theaterkritik“ wird zudem eine Jury aus Schülerinnen und Schülern ihr Votum für die beste Inszenierung abgeben und ihre Begründung für den Preis verlesen.
Einführungs- und Nachgespräche
Auch in diesem Jahr gibt es zur Vorbereitung und Vermittlung aller Inszenierungen jeweils um 19 Uhr im Gertrud-Eysoldt-Foyer des Parktheaters Einführungsgespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Produktion. Dabei werden Fragen zur Stückentwicklung, zum Konzept, zur Inszenierung und Ausstattung erläutert. Im Anschluss an die Aufführungen kommen die Schauspielerinnen und Schauspieler zu Nachgesprächen ins Foyer und geben dem Publikum Auskunft über Arbeit.
Tickets
Eintrittskarten sind in Bensheim erhältlich bei der Tourist Information (Hauptstraße 53, Tel. 06251/8696101), im Medienhaus des Bergsträßer Anzeigers (Rodensteinstraße 6, Tel. 06251/100816) und bei der Musikgarage (Bahnhofstraße 24, Tel. 06251/680352). Überregional können Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet unter reservix.de erworben werden. Der Eintritt für die Aufführung „Das Licht der Welt“ am 2. März ist frei.
Weitere Informationen
Die Förderung der jungen Schauspielkunst und des Theaternachwuchses ist eine der wichtigsten Aufgaben der Akademie für Darstellende Künste. Mit der „Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“, die seit 1996 in Bensheim stattfindet, kommt die Akademie dieser Mission auf besondere Weise nach. Veranstalterin ist die Stadt Bensheim gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Bensheim. Gefördert wird sie zudem vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Bergsträßer Anzeiger.
Weitere Informationen auf www.stadtkultur-bensheim.de und www.darstellendekuenste.de.